12-teilig | je 15 x 20 cm | Fotocollage, C-Prints, gerahmt | 2011




Fritz Klimsch, Paul Schultze-Naumburg, Gerhart Hauptmann, Wilhelm Furtwängler, Ottmar Gerster, O.W. Fischer, Hans Albers, Johannes Heesters. Spätestens mit Nennung Herbert von Karajans dürfte deutlich werden, was diese illustre Runde eint. Sie alle sind »uk« wie »unabkömmlich« und finden sich – unter insgesamt 1041 Personen – auf der sogenannten Gottbegnadetenliste. In ihr registrierte das NS-Regime ab 1944 ihre wichtigsten Künstler – nicht zuletzt, um sie, zum zweck der künstlerischen Propagandaunterstützung, vom Fronteinsatz freizustellen. Aus der Liste selbst wird nicht ersichtlich, was einige der Gottbegnadetenbiografien gern kolportieren: die Zerrissenheit des Einzelnen zwischen dem Willen zu künstlerischem Schaffen und dem Unwillen, sich dafür der nazistischen Ideologie zu unterwerfen. Zwar ist es durchaus nahe liegend, dahinter biografische Augenwischerei zu vermuten. Doch behindert das einen Fragenkomplex, der ins Zentrum meiner Arbeit führt: Was ist verwerflicher: der Diktatur zu dienen oder diesen Dienst später zu leugnen? Steht uns Heutigen, steht mir als Künstler, eine Bewertung von Schuld oder Nichtschuld zu? Wie hätten wir uns, hätte ich mich, anstelle der Künstler verhalten – nicht nur unter dem NS-Regime, sondern auch im Zuge der sogenannten Entnazifizierungsprogramme?

In einer 12-teiligen Reihe von Doppelporträts setze ich mich mit Fragen wie diesen auseinander. Dafür überlagere ich Porträts von Gottbegnadeten mit einem Porträt von mir selbst. Grundlage der Porträts sind, die auf der Sonderliste der zwölf wichtigsten bildenden Künstler stehenden Personen: Arno Breker, Fritz Klimsch, Georg Kolbe, Josef Thorak, Hermann Gradl, Arthur Kampf, Werner Peiner, Hermann Giesler, Wilhelm Kreis, Paul Schultze-Naumburg sowie die Schriftsteller Erwin Guido Kolbenheyer und Hanns Johst.

So entstand eine Reihe ausschließlich schwarz-weißer Doppelporträts, in denen ästhetische Mitgestalter an einem politischen System unsere Generation konfrontieren, indem sie sich auf sie projizieren.


Ausstellungsansichten © Sebastian Kissel, Antje Schaper, Paul Altmann




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