Dauer
23 SEP 2015 – 15 NOV 2015

Ort
Museum für Angewandte Kunst Gera
Greizer Straße 37, 07545 Gera

Vernissage
Di, 22 SEP 2015, 19 h

Öffnungszeiten
Mi – So, Feiertage 12 – 17 h


Preisträgerausstellung
des 11. Aenne-Biermann-Preis für deutsche Gegenwartsfotografie mit Daniel Poller, Maria Irl, Charlotte Sattler, Alexander Krack, Paul Altmann, Jürgen Bergbauer, Aras Gökten & Melanie Huebner

Arbeit
Habe


Text
Was bleibt, wenn der Großteil des Lebens bereits hinter einem liegt? Fotografische Bestandsaufnahmen eines Lebens sind nicht neu. Im Falle von Paul Altmann und seiner Arbeit »Habe« jedoch ist das anders. Er ist zwar der Urheber des fotografischen Projektes, Grundlage dafür sind jedoch die Aufnahmen der eBay-Verkäuferin Regina Zimmer. Sie fotografierte die Habe ihrer Mutter, weil diese in ein Seniorenheim umziehen musste. Der fotografische Anspruch an die Bilder beschränkte sich dabei darauf, möglichst viele und eindeutige Informationen über die Beschaffenheit und den Zustand des Mobiliars, der Bilder und der Dekorationsobjekte zu vermitteln.

Und doch handelt es sich um mehr als nur eine bestimmte Anzahl von Gegenständen, die da veräußert werden sollen. Es sind Sachen und Dinge, die mit unzähligen Erinnerungen und Geschichten einer menschlichen Biografie behaftet sind – fast ein gesamter Haushalt steht anonym im Netz zum Verkauf: nicht mehr und nicht weniger als die materielle Bilanz eines Lebensabschnittes. Selbst in diesen, vom Anspruch her auf das Abbild reduzierten Bildern greift die Vorstellung, nach der in einer Fotografie Anwesenheit und Abwesenheit miteinander verwoben sind.

Der Leipziger Künstler nimmt die Bilder aus ihrem ursprünglichen Kontext und schafft durch seine Präsentation neue Beziehungen und Verbindungen. Zudem erlauben bewusst eingesetzte Abstände und Leerräume in der Wandpräsentation Platz für individuelle Interpretationen, führen unter Umständen zu Reflexionen über das eigene Dasein. Er selbst beschreibt einen wichtigen Aspekt seiner Methode so: »Die Idee des Found Footage wird hier zwar durch die Serialisierung und Sortierung von rein instrumentellen Fotografien und Überführung in eine künstlerische Setzung aufgegriffen, jedoch liegt die Autorenschaft der Arbeit gleichberechtigt bei Fotografin und dem Kontextstiftenden. Regina Zimmer wird durch die Präsentation ihrer Fotografien in einem verschobenen Kontext unfreiwillig zur Künstlerin.«

Paul Altmann offeriert eine Arbeit, in der sehr persönliche Aspekte mit der modernen Namenlosigkeit des World Wide Web verschmelzen. Dafür wurde er mit einer Anerkennung bedacht.

Text: Frank Rüdiger, Kurator des 11. Aenne-Biermann-Preis



Ausstellungsansichten © Paul Altmann




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